Rund um den Bodensee

ÜbersichtskarteEinleitung

Mit diesem Sonderbericht wagen wir es, die vertrauten Gefilde unseres Heimatlandes zu verlassen und werfen einen kleinen Blick in zwei unserer Nachbarländer. Wie einige vielleicht wissen, waren wir 2015 auf Besuch in Vorarlberg um auch Sakralbauten unseres westlichsten Bundeslandes in unsere Sammlung aufnehmen zu können.

Wie es sich bei einem Besuch im Ländle gehört, fuhren wir an einem Tag mit dem Schiff zur Insel Mainau und an einem anderen Tag machten wir mit dem Auto eine Fahrt rund um den Bodensee. In diesem Bericht möchte ich kurz einige der Stationen dieser Rundfahrt beschreiben.

Bregenz – Österreich

Der Start unserer virtuellen Reise rund um den Bodensee findet in Bregenz statt. Hier finden wir unsere ersten Sakralbauten und obgleich die Stadt keine riesigen Ausmaße hat, stehen hier sowohl historisch als auch architektonisch interessante Kirchen.

Die älteste Kirche in Bregenz ist Sankt Gallus, die unter dem Chorraum Überreste eines Vorgängerbaus aus dem 5. Jahrhundert beherbergt.

Ein Meisterwerk der Neugotik ist die Herz-Jesu-Kirche, die nicht nur mit ihrem Äußeren, sondern auch mit der Höhe des Innenraumes beeindruckt.

Ein Wahrzeichen von Bregenz ist die Martinskapelle. Wer nach dem Aufstieg zur Oberstadt noch fit genug ist, sollte unbedingt auch die Treppen des Turmes erklimmen, denn der sich bietende Ausblick ist Lohn genug für die Mühen.

Wer einen gemütlichen Bummel durch die untere Altstadt von Bregenz macht, kann der Nepomukkapelle und auch der Seekapelle einen Besuch abstatten.

Alle erwähnten Sakralbauten in Bregenz lassen sich bei einem gemütlichen Spaziergang erkunden. Nebenbei durchstreift man die schöne Innenstadt mit all ihren historischen und auch modernen architektonischen Kunstwerken.

Lindau – Deutschland


Per Schiff oder Auto gelangt man auf die schöne Insel Lindau. Ihr historischer Stadtkern vermittelt das Gefühl sich auf eine Zeitreise zu begeben, die schnurstracks ins Mittelalter führt.

Im Zentrum der Stadt begegnen wir zwei relativ großen Sakralbauten. Direkt nebeneinander stehen die evangelische Kirche Sankt Stephan und das katholische Münster Sankt Marien.

Das Münster Sankt Marien wurde um 810 als Benediktinerinnen-Kloster gegründet. Im 15. Jahrhundert wurde das Kloster sogar zur Fürstabtei. Die heutige barocke Kirche entstand nach einem verheerenden Brand 1728. Sie wurde in den Jahren 1748 bis 1752 unter Einbeziehung der Überreste des romanischen Vorgängerbaus errichtet.

Auch Sankt Stephan kann auf eine lange Geschichte zurückblicken und wurde um 1180 erbaut. Ihr romanischer Ursprung ist noch heute, an einem Bogen zum Turm, erkennbar.

Wenn man durch die Altstadt von Lindau spaziert, stößt man auch auf die unscheinbar wirkende ehemalige Pfarrkirche Sankt Peter. Seit 1928 als Kriegergedenkstätte genutzt, handelt es sich bei diesem Bau um die älteste Kirche von Lindau. Anfangs noch als Holzkirche errichtet, dürfte um 1079 der steinerne romanische Kern des heutigen Bauwerks entstanden sein. Zu dieser Zeit wurde das Marktzentrum von Lindau vom Festland auf die Insel verlegt.

Nachdem Sankt Stephan erbaut wurde, schwand die Wichtigkeit der Peterskirche und die Reformation im 16. Jahrhundert besiegelte ihr Schicksal vollends. Bereits im 17. Jahrhundert wurde der Bau profaniert und verkam zur Lagerstätte. Dank liebevoller Restaurierungen, kann man heute wieder sehr schöne Wandmalereien aus dem frühen 14. Jahrhundert und aus der Mitte des 16. Jahrhunderts bewundern.

Detail am Rande für jene die sich für historische Profanbauten interessieren. Direkt an die Kirche grenzt eine ehemalige Glockengießerei aus dem 16. Jahrhundert. Lindau ist allgemein für alle, die sich für historische Architektur und Geschichte interessieren, einen Besuch wert.

Langenargen – Deutschland

Von Lindau geht es mit dem Schiff oder dem Auto nach Langenargen. Auch mit dem Fahrrad dürfte die Reise schön sein, da beinahe überall gut ausgebaute Radwege zu sehen waren.

Die barocke Pfarrkirche Sankt Martin steht nicht am selben Ort wie ihre Vorgängerbauten, wovon der erste bereits aus der Merowingerzeit stammte. Sie wurde in den Jahren 1720 bis 1722 ohne Turm errichtet. Geplant war eine Doppelturmfassade, doch aus finanziellen Gründen entstand bis 1735 nur der Nordturm.

Der Innenraum wurde in den letzten fast 300 Jahren rund alle 20 bis 30 Jahre renoviert und teilweise den jeweiligen Stilrichtungen angepasst. Im Großen und Ganzen blieb glücklicherweise der barocke Eindruck erhalten.

Friedrichshafen – Deutschland

Vom eher kleinen Langenargen geht es weiter in die zweitgrößte Stadt am Bodensee, nach Friedrichshafen. Dort empfiehlt sich ein Besuch der heute evangelische Schlosskirche, das bedeutendste Bauwerk und Wahrzeichen der Stadt.

Etwa um das Jahr 1000 entstanden hier eine erste kleine Andreaskirche und knapp 100 Jahre später daneben ein Frauenkloster. Bis in den Wirren des dreißigjährigen Krieges 1634 beide Bauwerke in Flammen aufgingen, standen also zwei Kirchen nebeneinander auf diesem Platz.

In den Jahren 1695 bis 1701 wurde zumindest die Klosterkirche wieder aufgebaut und der heutige barocke Bau entstand. Das Klosterleben lebte kurz wieder auf. 1805 kam das zu dieser Zeit bereits leerstehende Kloster an das Königreich Württemberg und es wurde zum Schloss bestimmt.

Mit der Zeit wurde das Kloster zur Sommerresidenz umgebaut und die ursprüngliche Klosterkirche, jetzt Schlosskirche, wurde am 1. September 1812 der evangelischen Gemeinde übergeben.

1944 wurde die Kirche im Zuge eines Bombenangriffs ein Opfer der Flammen. Das Dach und auch der größte Teil der hölzernen Inneneinrichtung wurden zerstört. Bis zum 1. Juli 1951 sollte die Wiederherstellung dauern. Es hat sich jedenfalls gelohnt, dieses barocke Schmuckstück wiederherzustellen.

Mainau – Deutschland

Nach einer großen Stadt geht es wieder auf eine Insel. Die idyllische Blumeninsel Mainau, die drittgrößte Insel im Bodensee.

Jeder der noch nicht dort war, sollte sich vornehmen dieses Idyll zu besuchen. Nicht nur wegen der Kirche darauf, versteht sich. In der Blütezeit, bei schönem Wetter, ist es einfach nur wunderschön durch die traumhafte Farbenpracht zu spazieren.

Wenn man über die Insel flaniert und den leichten Hügel zum Schloss erreicht, sieht man schon die 1732 bis 1739 errichtete Schlosskirche Sankt Marien. Sie wurde noch vor dem Schloss erbaut, dessen Bau erst 1739 begann.

Die Kirche ist nicht allzu groß, wie die meisten Schlosskirchen, aber ein Prunkstück des Hochbarock. Sie wurde vom Baumeister Johann Caspar Bagnato erbaut und gilt als sein erster Sakralbau.

Konstanz – Deutschland

Von der malerischen Insel Mainau geht es ein kurzes Stückchen weiter nach Konstanz, zur größten Stadt am Bodensee. Interessantes Detail am Rande – nach Konstanz gelangt man über den Landweg nur durch die Schweiz.

Hier finden wir wieder zwei wunderschöne Kirchen mit sehr langer Geschichte. Ein Zeichen dafür, dass die Bodensee-Region schon sehr früh besiedelt wurde.

Die heutige Pfarrkirche Sankt Stephan war ursprünglich die Kirche eines Chorherrenstiftes, das nach fast 900 jährigem Bestehen 1807 aufgelöst wurde.

Den Grundstein für den im ältesten Kern vorromanischen Bau legten bereits die Römer. Sie erbauten eine Halle, die den ersten Christen in Konstanz als Gottesdienstraum diente. Vermutlich entstand dieser erste Bau bereits im dritten oder vierten Jahrhundert, denn archäologische Untersuchungen zeigten, dass die Kirche im Bereich eines Gräberfeldes aus dieser Zeit steht.

Urkundlich erwähnt wurde der Bau erstmals 680 in der Lebensbeschreibung des heiligen Gallus.

Wie für einen Bau mit derart langer Historie üblich, kam es zu einigen Umbauten in den üblichen Stilphasen. Im 12. Jahrhundert erfolgte eine romanische Erweiterung und das 15. Jahrhundert brachte die Anpassung an den gotischen Stil mit sich. Ende des 18. Jahrhunderts wurden noch spätbarocke Änderungen vorgenommen und die Kirche erhielt im Großen und Ganzen ihr heutiges Aussehen.

Nicht weit entfernt von Sankt Stephan, steht das Münster „Unserer lieben Frau“. Ein Bauwerk, das schon beim Näherkommen mit seinem Westwerk beeindruckt. Das Münster gilt auch als eine der größten romanischen Kirchen Südwestdeutschlands.

Über die Frühzeit des Bauwerkes ist wenig bekannt, erst im 7. und 8. Jahrhundert erwähnen (wie bei Sankt Stephan) Lebensbeschreibungen des heiligen Gallus den Dom am Konstanzer Münsterhügel.

Im Jahre 1052 stürzte das Kirchenschiff aus der Karolingerzeit ein und wurde ab 1054 im Stil der Romanik neu aufgebaut. Mit einer Langhauslänge von 42 Metern, war der Bau mit Sicherheit für die noch nicht allzu große Siedlung rundum ein beeindruckendes Werk.

Das 12. Jahrhundert sollte dem damals noch turmlosen Bau ein passendes Doppelturm-Westwerk bringen, doch ein Einsturz des als erstes vollendeten Nordturmes verzögerte dieses Vorhaben enorm. Erst 1378 wurde auch der Südturm fertiggestellt, womit die Gesamtbauzeit beinahe 300 Jahre dauerte.

Da der Turmbau so langsam voranschritt, entschloss man sich bereits Ende des 13. Jahrhunderts mit der Umgestaltung im gotischen Stil zu beginnen.

Die Jahrhunderte veränderten das Aussehen des Westwerks und des Innenraumes mehrmals, aber erst 1850 erfolgte ein gravierender Einschnitt und der heutige Mittelturm entstand.

Die Kirche war gut 1200 Jahre lang die Kathedrale des Bistums Konstanz, das 1821 aufgehoben wurde. Sie ging auch in die Geschichte ein, als sie 1414 bis 1418 als Sitzungssaal für das Konstanzer Konzil diente.

Münsterlingen – Schweiz

Auf der Weiterreise erreicht man kurz nach Konstanz den kleinen Ort Münsterlingen. Auf einer Anhöhe befindet sich die ehemalige Klosterkirche Sankt Remigius.

Das Kloster wurde bereits um 986 gegründet und erst 1848 aufgehoben. Der heutige barocke Kirchenbau entstand 1711 bis 1716, als die gesamte Klosteranlage höher gelegen neu errichtet wurde. Die Vermutung liegt nahe, dass dieser Neubau für die Überschuldung, die zur Aufhebung führte, verantwortlich zeichnet.

Seit 1573 gibt es den Brauch einer Eisprozession. Immer wenn „Seegfrörne“ eintritt, also der Bodensee zufriert, wird eine Johannes-Büste von Hagenau in Deutschland nach Münsterlingen, oder umgekehrt, über den See getragen. Das letzte Mal erfolgte dies im Jahre 1963 von Hagen nach Münsterlingen.

Romanshorn – Schweiz

Von Münsterlingen weiter in Richtung Österreich, durchfährt man die Ortschaft Romanshorn. Der Ort hat eine lange Geschichte und wurde bereits im Jahre 779 erwähnt.

Man könnte hier zum Beispiel die reformierte Kirche besuchen, die nach einem Beschluss im Jahre 1899 ab 1909 erbaut wurde, um mehr Platz für die Gläubigen zu schaffen. Nur zwei Jahre später erfolgte die Einweihung.

Die Architektur zeigt neuromanische Züge, aber auch die Optik einer Wehrkirche ist gegeben, die aufgrund des verwendeten St.-Margrether-Sandstein entsteht.

Vielleicht kann man diesen optischen Eindruck auch der Entstehungszeit, kurz vor dem ersten Weltkrieg, zuschreiben. Was das Äußere an Wehrhaftigkeit und Kälte verströmt, gleicht der wärmende Eindruck des Innenraumes aus. Es liegt nahe, dass der Architekt versuchte die damalige Situation auf seine Art zu interpretieren.

Rorschach – Schweiz

Am Bodensee entlang geht es über Arbon und Horn weiter nach Rorschach.

Auch der als Jugendkirche verwendete Bau wurde aus Platzgründen errichtet, da die Mutterpfarre die wachsende Bevölkerung nicht mehr fasste.

1895 erfolgte die Grundsteinlegung zu diesem neugotischen Schmuckstück und bereits 4 Jahre später, am 25. Mai 1899, erfolgte die feierliche Einweihung.

Architekt dieses schönen Bauwerks war August Hardegger, der auch viele andere architektonische Kunstwerke schuf.

Die katholische Jugendkirche ist eine der letzten „Hardegger-Kirchen“, die seine konsequente Umsetzung des Historismus bezeugen.

Rheineck – Schweiz

Wenn man die Reise fortsetzt, stößt man in Rheineck bereits an die Grenze zwischen Schweiz und Österreich, die hier vom alten Rhein gebildet wird.

Bereits seit dem 15. Jahrhundert ist ein Sakralbau in Rheineck dokumentiert. Die Reformation führte im Jahre 1529 dazu, dass die Protestanten die Kirche übernahmen und die Katholiken nur mehr ein eingeschränktes Benützungsrecht hatten.

Ende des 19. Jahrhunderts wurden Stimmen lauter, welche den Wunsch äußerten, wieder ein eigenes Gotteshaus für die katholische Gemeinde zu bauen.

1932 wurde mit dem Bau der heutigen Theresienkirche begonnen und bereits Ende 1933 erfolgte die Einweihung.

Nachdem zur Bauzeit der Historismus bereits am Abklingen war, versuchte der verantwortliche Architekt Otto Lindner seinen eigenen Stil zu kreieren. Wobei anzumerken ist, dass ihm das nicht ganz gelang und der Historismus schon noch zu erkennen ist.

Nichts desto trotz entstand ein interessantes Bauwerk, dass durch die sichtbaren Materialien seinen eigenen Reiz entwickelt.

Besonders schön sind die kunstvoll gefertigten Buntglasfenster, die bei entsprechendem Sonnenlicht ihre ganze Schönheit entfalten.

St. Margrethen – Schweiz

Kurz bevor man wieder die Grenze nach Österreich überschreitet, kann man im kleinen Ort St. Margrethen Halt machen.

Wie die meisten Orte am Bodensee, entstand auch St. Margrethen bereits früh und das im Ort noch vorhandene katholische Kirchlein geht in Teilen bis ins 9. Jahrhundert zurück.

Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert wurde dieses „Margrethen-Kirchlein“ von beiden Konfessionen benutzt. Da aber die evangelische Gemeinde über die Zeit wuchs, entstand auch der Wunsch nach einer eigenen Kirche.

Nachdem unter großen Mühen und mit Hilfe umliegender Gemeinden die Finanzierung gesichert war, wurde in den Jahren 1804 bis 1805 das neue Gotteshaus errichtet.

Gemäß seiner Architektur kann man es dem frühen Klassizismus zuordnen. Der Innenraum ist einfach gehalten und der Blick wird unmittelbar beim Betreten von der prächtigen Orgelempore im Chorraum gefangen.

Lustenau – Österreich

Von St. Margrethen ist es nur mehr ein Katzensprung nach Lustenau in Vorarlberg, wo man noch einen Abstecher in die Pfarrkirche Sankt Peter und Paul machen kann.

Nach einer kurzen Fahrt von rund 15 Minuten ist man wieder in Bregenz. Damit schließt sich der Kreis und die virtuelle Reise rund um den Bodensee geht zu Ende.

Schlusswort

Wenn es die Zeit zulässt gäbe es noch einige Stationen mehr, wie zum Beispiel Meersburg oder Hagenau.

Verbringt man einige erholsame Tage in der Bodensee-Region, empfiehlt es sich auch einen Ausflug nach St. Gallen und seiner wunderschönen Kathedrale zu machen.

Sollte man einmal kurzzeitig genug von Kirchen und Architektur haben, ist auch der zweitgrößte Wasserfall Europas, der Rheinfall, nur einen Steinwurf entfernt und bietet ein beeindruckendes Naturschauspiel.

Kommentare sind geschlossen.