300. Sakralbau – Die Wehrkirche St. Oswald in Eisenerz

Zur Geschichte

Vogelbichl

Wehrkirche am Vogelbichl

Laut Legenden wurde bereits im Jahre 712 das Erzbergwerk gegründet und im Jahre 1016 eine erste Kapelle am „Vogelbichl“ genannten Hügel errichtet. Belege dafür gibt es leider keine, aber einige Flurnamen deuten heute noch auf eine Besiedelung durch Slawen in der Zeit vom 6. bis 9. Jahrhundert hin.

Belegt ist, dass deutschsprachige Siedler um 1279 eine katholische Pfarrkirche errichteten und auch im gleichen Jahrhundert zahlreiche Eisenschmelzanlagen an den Läufen des Erz- und Trofengbaches entstanden. Damit begann auch der wirtschaftliche Aufstieg der Region, welchen die erhaltenen alten Radmeister- und Handwerkshäuser im Altstadtkern bezeugen.

Der Kirchenpatron

Der um 604 geborene Sohn eines heidnischen britischen Königs, floh nach Schottland und ließ sich in einem Kloster taufen. 642 fiel er im Kampf als christlicher Märtyrer.

Im 8. Jahrhundert dürfte die Verehrung des heiligen Königs Oswald durch iro-schottische Missionare auch zu uns gelangt sein. Er wurde teilweise von Bauern und Bergleuten als Schutzpatron verehrt.

Zu seinen Attributen zählt auch der Rabe, welcher als Symbol des Wotan (Odin) galt. Möglicherweise ersetzte das Oswald-Patrozinium auch in Eisenerz ein altes heidnisches Wotan-Heiligtum.

Die Wehrkirche

Wehrkirche

Wehrkirche

Zu den Vorgängerbauten gibt es leider keine stichhaltigen Hinweise.

Der Bau der heute noch bestehenden Kirche begann mit der Errichtung des Chors im Jahre 1470, welcher 1472 fertiggestellt war. Danach wurde mit dem Bau von Langhaus und Turm begonnen, wobei es aber aufgrund eines Marktbrandes 1496 zu Verzögerungen kam.

1512 erfolgte die Einweihung und 1517/18 war der spätgotische Bau vollendet.

Im 18. Jahrhundert erfolgte eine Barockisierung der Kirche, bei welcher auch die Einrichtung im Stile des Barock erneuert wurde und der Turm einen Zwiebelhelm erhielt.

Eine Außen- und Innenrenovierung Ende des 19. Jahrhunderts machte diese Änderungen wieder rückgängig und führte zu einer Regotisierung.

Der Innenraum

Innenraum

Innenraum

Durch die Regotisierung ergibt sich ein stimmiges Gesamtbild, welches mit einigen ganz besonderen Kunstwerken der Neugotik geschmückt ist.

So zum Beispiel die um 1900 geschaffene kunstgeschmiedete Kanzel aus Stahl, deren Fuß aus Stein des Erzberges gemacht wurde.

Besonders, wie auch selten, ist der aus weißem Marmor geschaffene neugotische Hochaltar aus dem Jahre 1905. Aus der Ferne mutet er wie aus weiß lackiertem Holz gefertigt und offenbart erst bei näherer Betrachtung die filigranen aus Stein geformten Details.

So findet man viele kunstvoll gestaltete Werke, wenn man sich die Zeit nimmt seinen Blick durch den von der Geschichte geformten Innenraum schweifen zu lassen.

Die Wehranlage

Wehranlage vom Hauptportal aus

Wehranlage vom Hauptportal aus

Wehranlage

Wehranlage

Ab 1482 wurde auf Geheiß Kaiser Friedrichs III. damit begonnen, die heute noch erhaltenen Befestigungen der Kirche und die Wehranlage zu errichten.

Grund dafür waren die bis 1532/34 drohenden Einfälle der Türken. Als diese 1529 gegen Wien vorrückten, verstärkte man die niedrigen Mauern und versah sie mit Wehrgängen, Schießscharten und Pechnasen. Außerdem wurden im Laufe dieser Zeit alle Voraussetzungen geschaffen, die Anlage auch als Fluchtburg für die Bevölkerung zu nutzen.

Die Türken kamen nicht, aber im Zuge der Gegenreformation im Jahre 1599, nutzten protestantische Bürger die Wehrkirche als Zufluchtsort, wurden aber von bischöflichen Schützen zur Aufgabe gezwungen.

Zum Abschluss

Hauptportal

Hauptportal

Turm Detail

Turm Detail

Die gesamte Anlage vermittelt auf den ersten Blick eher den Eindruck einer Burg und bekräftigt damit seinen Zweck als Wehrkirche dem Schutz der Bevölkerung und des, den wertvollen Rohstoff Eisen, liefernden Erzberges zu dienen.

Die vielen Details der größten Wehrkirche der Steiermark, der Pfarrkirche Sankt Oswald in Eisenerz, und die beeindruckende Architektur des gesamten Bauwerks, lassen interessierte Besucher die Zeit vergessen. Alleine die Aussicht vom „Vogelbichl“ ist einen Aufstieg wert und sollte ausführlich genossen werden.

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