700. Sakralbau – Ehemaliges Augustinerkloster Rattenberg

Gründungsgeschichte

Obwohl Rattenberg aufgrund seiner Lage schon früh wirtschaftlich einen Aufstieg erfuhr, blieb es kirchenrechtlich bis ins 18. Jahrhundert ein Vikariat der Pfarre Reith bei Brixlegg.

Durch die große Menge an Seelen die versorgt werden wollten, ganz besonders an den Markttagen wo viele Besucher Rattenberg besuchten, war der zuständig Vikar hoffnungslos überfordert.

Deshalb beschloss im Jahre 1385 der Pfandinhaber von Rattenberg, Johann Kummersbrucker, das Kloster zu stiften um die Bevölkerung und die Marktbesucher in Zukunft zu betreuen.

Gleichzeitig verfolgte er natürlich auch den Plan für sich und seine Familie, eine dauerhafte Grabstätte zu erschaffen. Johann Kummersbrucker und seine Gattin verstarben beide im Jahr 1393 und erhielten ihre letzte Ruhestätte im Kloster. Heute befindet sich die Grabplatte in der Klosterkirche.

Baugeschichte

Der genaue Baubeginn ist nicht dokumentiert, dürfte aber um die Wende 1386/87 stattgefunden haben.

Da am 26. November 1391 die feierliche Einweihung stattfand, muss zumindest ein Großteil der damals gotischen Anlage fertiggestellt gewesen sein. Von dieser Bauphase sind heute nur mehr Mauerreste im Langhaus der Klosterkirche erhalten.

Grund dafür sind zwei Brände in den Jahren 1427 und 1482, die große Teile der Klosteranlage schwer beschädigten. Was natürlich zu größeren Baumaßnahmen ab Ende des 15. Jahrhunderts führte.

Neben dem heute noch als „Hoferkapelle“ erhaltenen Teil, entstand auch das Gewölbe des Kreuzganges zu dieser Zeit.

Wie in vielen Klöstern Europas, kam auch in Rattenberg das Klosterleben während der Reformation im 16. Jahrhundert beinahe zum Erliegen. Erst ab etwa 1600 erholte sich die Klostergemeinschaft wieder, doch ein Erdbeben 1662 bremste den Aufstieg.

Ab etwa 1688 begannen umfangreiche Um- und Ausbauarbeiten, die über viele Jahre dauerten und schlussendlich der Anlage ihr heutiges barockes Aussehen verliehen. In der Zeit von 1695 bis 1697 wurde auch die Klosterkirche barockisiert.

In den Jahren 1708 bis 1711 schuf der österreichische Barockmaler Johann Josef Waldmann den sogenannten „Augustinerhimmel“. Es handelt sich dabei um das erste monumentale Kuppelfresko Tirols.

Ende des Klosterlebens

Nach der von Kaiser Josef II. eingeführten Klosterreform im Jahre 1785 konnte das Kloster weiterbestehen. Doch durch die vorgeschriebene Regelung, dass nur neue Novizen aufgenommen werden dürfen, wenn ein Platz durch Tod oder Abwanderung frei würde, vergreiste das Kloster immer mehr.

Durch diese Klausel („numerus fixus“) waren im Jahre 1796 nur noch zwei Patres unter 60 Jahre alt. Das Aussterben des Klosters dauerte während der bayrischen Besetzung zwischen 1805 und 1814 an und als Rattenberg 1815 wieder zu Österreich kam, gab es für das Kloster keine Hoffnung mehr.

Dies führte dazu, dass ab 1817 der Servitenorden das Zepter in Rattenberg übernahm. Dies sollte für 153 Jahre so bleiben, bis das Kloster 1970 endgültig aufgelöst wurde.

Danach wurden Teile der Anlage zur Hauptschule und dem Stadtamt umgebaut. Im ursprünglichen Kernbereich des Klosters schuf man von 1989 bis 1993 das heutige Augustinermuseum.

Augustinermuseum

Bereits im Jahre 1979 stand schon die Idee im Raum, ein Museum zu gründen. Damals waren alle sakralen Gebäude von Rattenberg in sehr schlechtem Zustand. Doch um öffentliche Gelder zur Restaurierung zu erhalten, war es notwendig auch für den ehemaligen Klosterbereich eine sinnvolle Nutzung zu finden.

Der damalige Stadtpfarrer machte den Vorschlag, ein Museum für sakrale Kunst darin unterzubringen. Der Name „Augustiner-Museum Rattenberg“ soll auf die historische Vergangenheit und ursprüngliche Bestimmung des Klosterkomplexes hinweisen.

Ein Besuch des Museums lohnt sich ungemein. Nicht nur, dass wirklich wunderschöne sakrale Kunst zu bestaunen ist, alleine der Aufstieg durch den Dachboden der Kirche in den Turm ist für jeden an Architektur Interessierten ein Erlebnis. Besonders, da der Turm aus statischen Gründen eine doppelte Fachwerkkonstruktion ist (eine für den Turm, eine für die Glocken).

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