100. Sakralbau – Stift St. Paul im Lavanttal

Zur Zeit der Römer thronte ein wehrhaftes Kastell auf dem Hügel, welcher im frühen Mittelalter die Festung der Spanheimer trug. Jenes Geschlecht welches die Herzogwürde in Kärnten trug. Die Spanheimer beriefen 1091 Mönche aus dem Reformkloster Hirsau, um ihrer Stiftung benediktinisches Leben einzuhauchen.

Stiftskirche

Basilika
Basilika

Mitte des barocken Stiftes ist die romanische Basilika, die zu den wichtigsten mittelalterlichen Sakralbauten Österreichs zählt. Neben Gurk und Seckau ist St. Paul das dritte große Bauwerk aus dieser Epoche. Erbaut wurde die Basilika am Beginn des 13. Jahrhunderts und ist ein Dokument der Hirsauer Bauschule, welche etwas eigenwillig mit manchen Gegebenheiten des romanischen Stils gebrochen hat. An der Westseite ragen zwei mächtige Türme in den Himmel, die Ostseite wird von drei ornamental reich geschmückten Apsiden abgeschlossen.

Äußerlich weist die Stiftskirche Ähnlichkeiten mit dem Gurker Dom auf, was darauf schließen lässt, dass der selbe Baumeister federführend war, oder der Baumeister sich ausführlich mit dem Dombau zu Gurk beschäftigt hat.

Stiftsgebäude

Paulusbrunnen
Paulusbrunnen

Um die Stiftskirche gruppieren sich die barocken Stiftsgebäude. Ab 1618 wurde systematisch damit begonnen die mittelalterlichen Gebäude abzutragen und durch neue zu ersetzen.

Gegenüber den bedeutenden Stiften des 17. und 18. Jahrhunderts, wie etwa Melk und Göttweig, erscheint St. Paul nach außen sehr bescheiden. Im Inneren erstrahlt aber der ganze Glanz des Barocks.

Obwohl der Großteil der alten Gebäude abgetragen wurde, können die alten Burgmauern nicht verleugnet werden. Es gibt einige Hinweise für die Einbeziehung älterer Bausubstanz.

Kunstsammlung

Zurecht trägt das Kloster die Bezeichnung „Schatzhaus Kärntens“. Unzählige Gemälde und die ca. 30000 Blatt zählende Grafiksammlung lassen die europäische Kunst lebendig werden. Originale von Rubens, Rembrandt, Dürer bis zu Leonardo da Vinci geben einen Überblick über künstlerisches Schaffen mehrerer Epochen.

Auch aus der Textilkunst sind wunderschöne Stücke erhalten. Von zwei romanischen liturgischen Gewändern aus dem 12. und 13. Jahrhundert, bis zu reichen Bestand an barocken Textilien.

Schatzkammer

Zahlreiche europäische Spitzenwerke der Gold- und Silberverarbeitung finden sich in der Schatzkammer. Eine sehr große Zahl wundervoller Kunstwerke zeigt Glanzstücke aus vielen Epochen, beginnend mit dem 13. Jahrhundert. Doch nicht nur Gold und Silber ist hier zu finden, sondern auch fein gearbeitete Objekte aus Holz, Elfenbein, Alabaster, Glas, Porzellan und Perlmutt.

Bibliothek und Archiv

Schaubibliothek
Schaubibliothek

Rund 350000 Bücher umfasst die Bibliothek, wovon ca. 70000 in der Schaubibliothek untergebracht sind. Um die 4000 Handschriften ab dem 5. Jahrhundert, machen St. Paul nach der Nationalbibliothek zur bedeutendsten Büchersammlung Österreichs. Neben dem ältesten Buch Österreichs aus dem 5. Jahrhundert, zählt das erste Druckwerk Gutenbergs zu den bedeutendsten Stücken der Sammlung.

Barock und Kräutergarten

Barockgarten
Barockgarten

Der heutige Barockgarten wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach dem Vorbild einer Darstellung aus dem Jahre 1623 angelegt. Zwei historische Gartenschlösschen, vom italienischen Baumeister Pietro Rudolphi geschaffen, bilden die Eckpunkte der Gartenanlage.

An den Barockgarten schließt das „Hildegardium“ an, wo Kräuter gepflegt wurden um daraus Arzneien zu gewinnen.

Ausstellung 2014

Unter dem Titel „Der Mann aus Nazareth – Mensch – Gott – Mythos“ wird in einer wunderschön aufbereiteten Ausstellung das Leben und Wirken von Jesus von Nazareth beleuchtet, sowie die Entstehung und Verbreitung des Christentums dargestellt.

Aus den Schätzen des Klosters geschöpft, wird mit eindrucksvollen Kunstwerken der Weg eines Mannes gezeichnet, welcher unumstritten jemand Besonderes war.

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